[Unterwegs] Mainzer Kolloquium 》Buch und Fotografie《
Am vergangenen Freitag, den 27. Januar fand in der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität das 22. Mainzer Kolloquium mit dem Thema >>Buch und Fotografie<< statt. Da man als Buchwissenschaftstudent dazu verpflichtet ist mindestens einmal daran teilzunehmen und obendrein das Thema höchst interessant erschien, war ich vor Ort und möchte euch nun einen kleinen Einblick in das Geschehen geben.
Wenn man in den Saal im Gebäude der Alten Mensa kam, wurde neben den Teilnehmerlisten auch Gratis-Material für die Hörer ausgelegt. Darunter fanden sich die zwei aktuellsten Ausgaben des Börsenblatts, was mich besonders freute. Bevor die Veranstaltung losging schmökerte ich daher bereits ein wenig in den Ausgaben (den Rest las ich dann natürlich Zuhause weiter. 😉 ). Außerdem gab es noch ein kleines Büchlein vom TASCHEN Verlag.
Um 10 Uhr ging es dann los mit der Begrüßung durch Herr Füssel, sowie einer kleinen Einleitung durch Herr Lehmstedt. Der erste Vortrag war eine schöne Einführung in das diesjährige Mainzer Kolloquium Thema, da der bereits erwähnte TASCHEN Verlag gemeinsam mit der Programmgestaltung und den Schwierigkeiten der Herstellung ihrer Fotobücher im Fokus stand. Für den Verlag stehend zeigten Frau Taschen (Director of Business Development) und Herr Goerhardt (Herstellung) ihre Arbeit mit Künstlern anhand des Beispiels Sebastiao Salgado. Es war ziemlich interessant zu erfahren wie der Verlag auf die Ideen für seine Projekte kommt und was nötig ist, um diese bis zum Verkauf weiterzuentwickeln. In einer später folgenden Pause konnten wir Zuhörer uns einige Exemplare des TASCHEN Verlags anschauen und Wahnsinn, was da für tolle Bilder in den Werken zu finden sind!
Um so wenig Zeit wie möglich zu verlieren ging es im Anschluss an diesen Vortrag direkt weiter mit dem nächsten. Der Prompt für Gesprächsstoff sorgte. Diesmal ging es um die Gestaltung von Werken mit Fotografien. Hierfür brachte Herr Bertram einige exemplarische Beispiele in einer Präsentation mit. Doch sprach er bei einem mit Absicht gewählten negativ Beispiel über die unästhetische „wilde“ Anordnung der gezeigten Buchdoppelseite. Im Anschluss an seinen Vortrag traute sich eine Zuhörerin ihn darauf anzusprechen und gleichzeitig für das positive einer solchen „Wildheit“ einzustehen. Doch der vortragende Herr ließ sich nicht von seiner Meinung abbringen, für den – als Buchgestalter arbeitenden – gab diese angesprochene „Wildheit“ nichts gutes her.
Direkt daran im Anschluss fand die Mittagspause statt, die Bekannte und ich dazu nutzten, neben dem Stürmen des Buffets, uns weiter über diese Diskussion zu unterhalten. Es gab hierbei Stimmen beider Seiten. Sowohl wurde die „Wildheit“ – wie zum Beispiel von mir – kräftig unterstützt, fand jedoch auch weniger begeisterte Stimmen, wie die meiner Kommilitonin Anna Becker. Sie fand zwar, dass eine gewisse Wildheit durchaus ansprechend dargestellt werden konnte, das gezeigte Beispiel für sie jedoch wirklich nicht ansehnlich war. So verstrichen die 30 Minuten Pause rasend schnell und es hieß wieder: Plätze einnehmen, es geht weiter!
Der dritte Vortrag, vorgetragen von Frau Peretti (Literarische Agentin), beschäftigte sich mit Fotografien in Kinderbüchern. Dieser Vortrag offenbarte mir eine neue Seite solcher Bücher, da ich selbst nur illustrierte Kinderbücher gewohnt war. Daher war es für mich besonders interessant Beispiele gezeigt zu bekommen, in denen der Text durch Fotografien unterstützt wurde. Hierbei kam auf, dass es gar nicht so einfach ist, passende Bilder für eine vorliegende Geschichte (glaubhaft) zu inszenieren. Gelingt dieser Vorgang jedoch, dann können die Fotografien für ein viel intensiveres Leseerlebnis sorgen, da die Kinder noch besser in die Geschichte eintauchen können und diese beinahe wie einen Film vor Augen haben. Trotz aller Probleme gibt es aber etliche Arten wie man Fotografien gestalten kann. Besonders eindrucksvoll fand ich hier ein Beispiel aus einer Hänsel und Gretel Version. Hier wurden aus Holz geschnitzte Figuren wunderbar mit Lichteffekten abgelichtet. Bei der anschließenden Fragerunde stellte sich heraus, dass sich oftmals die Kosten und der Aufwand der Fotos nicht lohnen, obwohl das Buch damit eigentlich aus der Masse stechen müsste. Auch werden die heutigen Mittel der Bildbearbeitung bei zum Beispiel unrealistischen Szenen nicht angewandt, hier greift man lieber auf die mittlerweile klassischen Illustrationen zurück. Hier sind einfach deutlich weniger Grenzen gesetzt.
Vom Kinderbuch wechselten wir dann zu den nicht weit entfernt liegenden Schulbüchern. Dieser Vortrag war für mich noch ein wenig greifbarer, da ich Fotografien in Schulbüchern bereits gewohnt war. Herr Wachholz-Hausmann (Diplom-Designer) verschaffte uns Zuhörern einen kleinen Einblick in die Entstehung von den Cornelsen Schulbüchern und hob die Bedeutung von Fotografien hervor. Die Abbildungen sollen Anregen, den Zeitgeist wiederspiegeln, Emotional und motivierend wirken, aber gleichzeitig auch das Lernziel unterstreichen und vermitteln. Kurz gesagt: Den Schüler erreichen. Hierfür gibt es grob gesagt drei Möglichkeiten: Fotografien, Grafiken, Illustrationen. In vielen Schulbüchern wird heutzutage ein Mix aus allen drei Arten verwendet. Als Beispiel stehen hier besonders die Fremdsprachenbücher, bei denen die Schüler sozusagen von Schülern aus dem betroffenen Land begleitet werden. Die zu Anfangs per Fotografie vorgestellten Schüler werden innerhalb der Storys schnell zu passenden Illustrationen. Zusätzlich finden sich schließlich Info-Grafiken auf den Seiten solcher Lernbücher. „Ob das bei den Schülern wirklich gut ankommt?“ , möchte eine Mutter aus dem Publikum wissen. Laut Herrn Wachholz-Hausmann sollen regelmäßige Umfragen dies klären. Doch letzten Endes scheinen (wiedereinmal) die Lehrer die entscheidende Gewalt inne zu haben, wie das Wissen am besten verpackt werden sollte. Über diesen Fakt lässt sich natürlich streiten. Um noch einmal auf den Aspekt des Zeitgeistes zurückzukommen, wurde uns erklärt, dass Schulbücher bewusst darauf ausgelegt werden ca. 10 Jahre zu „überleben“. Gleichzeitig stellt er eine mutige These auf: Das Schauspieler-Trio der Harry Potter Filme stellt er als nicht aktuell genug dar, um für eine neue 10-Jahres Periode als „in“ zu gelten. Inwiefern das der Wirklichkeit entspricht, kann ich nur raten. Doch bei meinen Mitkommilitonen, bei denen Harry Potter doch recht häufig hoch im Kurs steht, dürfte das nicht sonderlich gut angekommen sein. Generell lässt sich nun aber sagen, dass die Schullektüre stark von der Digitalisierung beeinflusst ist. So findet man heutzutage nicht nur Fotografien, sondern auch Links und mitgelieferte Videos im Lernmaterial. Dieser Aspekt der Digitalisierung war übrigens auch der Grund für eine lang andauernde Fragerunde im Anschluss an den Vortrag. Einen schönen Übergang bildete der Vortragende zum nächsten Vortrag, indem er den Aspekt der Bildbeschaffung Anschnitt und uns mitteilte, dass jährlich 2-2,5 Millionen Euro im Jahr nur dafür ausgegeben werden, dass Fotografien in Schulbüchern sein dürfen.
Nach einer kurzen Kaffeepause folgte nämlich ein Vortrag über „Bilderrecht – Urheberrecht“ von Herrn Al-Jubouri (Rechtsabteilung des Börsenvereins). Hier lernten wir erst einmal, dass es zwei verschiedene Arten von Rechten bei Fotografien gibt. Einmal das Recht an der abgebildeten Sache, sprich das Persönlichkeitsrecht und das Recht durch das Fotografieren (Urheberrecht). Aus diesem Grund ist für einen Verlag oftmals eine zweifache Rechtseinholung nötig. Der Redner führt uns nun ein wenig in die vorherrschende Rechtslage ein, besonders mit Bezug auf Straßenfotografien. Passend dazu folgen exemplarische Beispiele, die humorvoll verpackt wurden. Mündliche Einverständnisse sind übrigens nicht sicher, man sollte sich immer alles schriftlich bestätigen lassen. Das Copyright Zeichen mit dem Rechteinhaber solltet ihr stets unter Bilder schreiben. Nur der Name des Fotografs reicht hier nicht aus, da die Rechte zum Beispiel beim Verlag liegen können. Dieser Aspekt ist gerade für uns Buchblogger die Cover betreffend sehr wichtig.
Den im Anschluss folgenden Vortrag konnte ich leider nicht weiter besuchen, da wir zeitlich deutlich in Verzug geraten waren und ich terminlich meinen Zug nach Hause erwischen musste. Verpasst habe ich somit einen Beitrag von Freddy Langer (Feuilleton der FAZ: „Fotografie“ und Leitung „Reiseblatt“) über die Besprechung von Fotobüchern in der Presse. Abschließend war eine kleine Zwischenbilanz geplant.
Alles in allem fand ich alle Vorträge äußerst interessant und wichtig für den Buchmarkt. Es machte mir ordentlich Spaß in den Pausen mit Kommilitonen über die Vorträge ausführlich zu reden und so noch viel mehr Blickwinkel kennen zu lernen. Je nach Themenwahl werde ich auch nächstes Jahr wieder beim Mainzer Kolloquium vorbeischauen.