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STORMDANCER von Jay Kristoff | Romantasy-Kritik

Waschzettel

Originaltitel: Stormdancer – The Lotus War Book 1
Autor: Jay Kristoff
Verlag: Tor / Griffin
ET: Juni / August 2013

Dt. Titel: Stormdancer – Der Lotuskrieg Band 1
Übersetzung:
Aimée de Bruyn Ouboter
Verlag:
Cross Cult
ET:
Mai 2021
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Endlich wieder Fantasy lesen!

Lange Zeit habe ich um das Fantasy-Genre einen großen Bogen gemacht. Der Grund dafür war die regelmäßige Enttäuschung von Büchern, die einfach nicht ohne eine nervige Lovestory klarkamen. Ständig musste der oder die Protagonist:in der großen Liebe mit voller Leidenschaft begegnen. Da ich nicht unbedingt Fan von ausschweifenden High Fantasy Eposen bin, greife ich oftmals eher zu kompakteren Low Fantasy/Jugend-Fantasy Werken. Hier spielt wiederum die große Liebe häufig eine Rolle. Was mir leider sehr gegen den Strich geht. Vor kurzem bekam ich dann aber regelmäßig Lust endlich wieder Fantasy zu lesen. Beim stöbern stieß ich auf STORMDANCER von Jay Kristoff und war vom Klappentext recht angetan. Ich freute mich auf das asiatische Setting, eine interessante Protagonistin und eine spannende Geschichte. Und 70% lang wurde ich nicht enttäuscht.

Die ersten 70%

Als Leserin wurde mir durch unterschiedliche Stilmittel immer mehr von der fiktiven Welt offenbart, was ich sehr gelungen fand. Es gab reine Beobachtungen, Gespräche und eigene Erkenntnisse von Yukiko, der Protagonistin. Auch der generelle Konflikt wurde top aufgebaut und spannend erzählt. Ich wollte zu jedem Zeitpunkt wissen, wie es wohl weitergehen wird.

Trotzdem gab es bereits auf diesen rund 400 Seiten gelegentlich „romantische“ Momente, die mich gestört haben. Nach einer einzigen Begegnung schwärmt Yukiko plötzlich von einem ihr fremden Jungen oder besser gesagt von seinen ach so tollen grünen Augen. Wochenlang hat sie keinen weiteren Kontakt zu dem Jungen, träumt aber immer wieder von seinen Augen oder denkt schmachtend an ihn. Wieso? Weiß sie wohl selbst nicht so genau, ich konnte es zumindest nicht nachvollziehen. Diese Momente rissen mich immer wieder aus dem Lesefluss, weil sie einfach nicht in das Gesamtkonstrukt passten und derart aus dem Nichts kamen. Doch es blieben vereinzelte Momente, weswegen ich gut darüber hinwegsehen konnte.

vs. die letzten 30%

Und dann hatte Jay Kristoff scheinbar eine Erleuchtung und stellte fest, dass seine Schmachterei bisher ja ins Nichts verlief und wollte das auf den letzten Seiten nochmal schnell Ändern und packte zur Sicherheit noch eine Schippe obendrauf. Uff.

Ab dieser Stelle spreche ich eine leichte Spoilerwarnung aus, da ich ja explizit über Liebesgeschichten sprechen werde. Da ich zwar keine Jungsnamen und größere Ereignisse benenne, hält sich der Spoiler in Grenzen. Aber möchte euch nicht den Lesespaß nehmen. 🙂 

Die vollkommen unrealistische Anziehungskraft zwischen Yukiko und dem Jungen mit grünen Augen wurde also endlich aufgegriffen und vertieft. Nur leider so miserabel umgesetzt, dass es nur noch unglaubwürdiger wurde. Plötzlich ging es um die große Liebe, die für die größere Sache jedoch zurückgehalten werden muss. Dabei sind die zwei sich in den letzten Tagen so nahe gekommen, haben Gespräche geführt, eine Verbindung aufgebaut. Ach halt, das haben sie ja eben nicht. Sie haben halt einfach Sex gehabt. Versteht mich nicht falsch, ich spreche mich hier nicht gegen guten Sex aus körperlicher Anziehung heraus aus. Das wäre für mich vollkommen legitim gewesen und hätte deutlich besser in die Geschichte gepasst. Aber Jay Kristoff wollte scheinbar unbedingt die große Liebe haben, schließlich gab es da einen mini kleinen Plottwist, auf den er hinarbeitete. Das der dann halt weder überraschend noch gut konstruiert war, könnt ihr euch bei der Vorgeschichte bestimmt denken.

Aller guten Dinge sind zwei.

Scheinbar hat es Jay Kristoff kurz vor Ende des ersten Teils dann gar nicht mehr halten können und es brauchte eeendlich ganz viel Liebe auf einmal. Denn zusätzlich zu eben beschriebenen Lovestory kommt da noch ein weiteres Bürschchen um die Ecke, der Yukiko ganz dufte findet. Ihr glaubt gar nicht, wie überrascht ich war, als das plötzlich Thema war. Das kam halt einfach noch mehr aus dem Nichts, als die Zuneigung zuvor. Denn bis dahin hatte der besagte Junge keinerlei Anstalten gemacht, mehr als Freundschaft und Anerkennung für Yukiko zu empfinden. Aber so als einsamer Junge verfällt man scheinbar sehr leicht einer starken Frau und dann muss das auch gar nicht weiter erklärt werden. Hat ja alles seine Berechtigung. Oder?

Irrelevanteste Sidestory: Liebe

Leider waren diese beiden Liebesgeschichten alles andere als ein Mehrwert für die Geschichte. Sie wirkten von Anfang bis Ende konstruiert und waren am Ende einfach nur Mittel zum Zweck. Die großen Gefühle liefen auf einen einzigen Punkt hin: den großen Verrat. Doch der war halt nur für ganze zwei Sekunden krass. Der ganze Ärger mit den Liebesbekundungen also einfach nur für diesen einen Moment? Puh.

Da hätte Jay Kristoff sich doch wirklich bessere Konstellationen überlegen könne, wie es hier zum Plottwist des Verrats kommt, um sein Ende so schreiben zu können, wie er es wollte. Stattdessen haben wir da jetzt zwei halbgare Liebesgeschichten, die schon wieder beendet sind. Hoffentlich nicht, um den nächsten unglaubwürdigen Anhimmelungen in Band zwei Platz zu machen. Aber ob ich das jemals erfahren werde?


Wie steht’s um euch: Habt ihr auch öfter mal Probleme mit typischen Klischees/Szenen eines bestimmten Genres? Eine schreckliche Alternative ist da zum Beispiel der (Ex-)Alkoholiker und ruppige Ermittler in Krimis und Thrillern.

Würdet ihr nach der Geschichte noch den zweiten and lesen? Bin da sehr zwiegespalten, schließlich fand ich den Großteil der Geschichte sehr spannend und gut erzählt. Aber die bittere Nachgeschmack und die Angst vor weiteren Liebesbekundungen lässt mich zögern.

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