[Rezension]

[Rezension] Wir von der anderen Seite

Waschzettel

Titel: Wir von der anderen Seite
Autorin: Anika Decker
Verlag: Ullstein

© Ullstein Buchverlag

ET: 26.07.2019
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Leseeindruck

Dieses Buch ist eines dieser Exemplare, die schwer in Worte zu fassen sind. Zwar habe ich nach der Lektüre mir durchaus eine Meinung gebildet, aber damit einhergehend auch starke Emotionen in mir. Diese in Worte zu fassen beziehungsweise so zu formulieren, dass sie für euch nachvollziehbar werden, viel mir zunächst lange schwer.

Fangen wir daher mit dem Grund dafür an, wieso mich diese Geschichte so sehr in einen Gedankenstrudel gezogen hat: es handelt sich bei „Wir von der anderen Seite“ um einen autobiographischen Roman der Schauspielern und Autorin Anika Decker. Das bedeutet, all diese schrecklichen Geschehnisse sind der Autorin tatsächlich passiert. Während dieser Umstand die Geschichte um so viel gefühlvoller, nachvollziehbarer und glaubhafter macht, sorgt die starke Präsenz der eigenen Gedanken der Autorin für einen Überfluss an behandelten Themen. Es ist ein wenig so, als hätte die Autorin sich in de Untiefen ihrer Gedanken verloren, als wollte sie uns an allem ganz genau teilhaben lassen. Was natürlich sehr mutig von Anika Decker ist. Gleichzeitig sorgt dieses hohe Maß an Details leider auch für eine gewisse Reizüberflutung bei der LeserIn. Der Fokus auf de Kern der Geschichte kann so schnell abhanden kommen. Gleichzeitig werden andere Faktoren (möglicherweise aus einem gewissen Selbstschutz heraus) eher in den Hintergrund geschoben.

Im Bezug auf die Protagonisten möchte ich tatsächlich nur auf die männlichen Figuren kurz näher eingehen. Weil, was zum Henker? Bei einem rein fiktiven Werk hätte ich an dieser Stelle vermutlich lauthals „Das ist total übertrieben und realitätsfern!“ gerufen. Tzja, leider bin ich da aber völlig privilegiert und wie wir wissen, charakterisieren diese Figuren echte Männer. Quasi jeder männliche Akteur in dieser Geschichte ist ein Arsch.

!SPOILER! Anfang
Der Arzt, der seine Patientin nicht Ernst nimmt. Der Freund, der seine Partnerin belügt und betrügt. Der Masseure, der nur das Eine will.
!SPOILER! Ende

Passend wurden hier übrigens weitere Beispiele von patriarchalen Missständen angesprochen: „Winona Ryder wurde für ihren Gerichtsprozess sogar extra ausgestattet mit von Marc Jacobs entworfenen nonnenartigen schwarzen Kleidern mit unschuldigem weißen Kragen.“ S. . Like, what the hell?

Alles in allem liefert Anika Dicker mit ihrem autobiographischen Roman einen wichtigen Zeitzeugenbericht über männliche Übergriffe und einem neuen Leben nach dem Koma.


An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Verlag sowie der Netgalley Plattform für das Bereitstellen des eBooks bedanken.

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