[Kolumne]

[Beitrag] Als HP Nicht-Leser durch das Buchwissenschaft Studium

Vor wenigen Tagen wurde ich durch Twitter auf den neuen Beitrag von Anna (Ink of Books) aufmerksam. Durch den Titel neugierig geworden, musste ich den Beitrag direkt lesen. Und Leute, sie spricht mir aus der Seele! Ähnlich wie ich hat sie als Kind kein Harry Potter Buch gelesen. Während sie sich mittlerweile an die ersten drei Bände gewagt hat, habe ich bereits im Kindesalter keinen einzigen Band durchgehalten.
In ihrem Beitrag schildert sie nun das Leben mit solch einer „Buchlücke“ im Lebenslauf und mit welchen Reaktionen man des Öfteren konfrontiert wird. Doch lest den Beitrag auf Ink of Books doch einfach selbst. 🙂

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Schon länger überlegte ich einen ähnlichen Beitrag zum Thema zu schreiben, doch war ich stets verunsichert, ob man mich für einen Beitrag „gegen“ Harry Potter in dieser Gemeinschaft nicht vielmehr direkt vor die Tür schmeißt. Nachdem Anna nun von ihren Erfahrungen berichtet hat (& keineswegs verbannt wurde :D), möchte auch ich heute endlich meine Erfahrungen mit euch teilen. Denn nicht nur in der „allgemeinen“ Blogger-/Leserszene trifft man immer wieder auf Verständnislosigkeit anderer, wenn man kein Harry Potter gelesen hat. Fast noch schlimmer – da akuter im Gespräch – ist es, wenn man als HP Nicht-Leser auch noch auf die – scheinbar freche – Idee kommt, Buchwissenschaft zu studieren. Mittlerweile steht bei mir das dritte Semester vor der Tür und mehr als einmal fühlte ich mich wie ein kleiner Außenseiter oder war einfach nur genervt von dem ewigen Thema. Hier also ein kleiner Erfahrungsbericht, wie es ist, als HP Nicht-Leser durch das BuWi Studium (in Mainz) zu gehen.

Täglich grüßt das Murmeltier.

Ja, so könnte man das Phänomen tatsächlich beschreiben, das ein BuWi Student während der Zeit in der Uni beobachten kann. Denn tatsächlich verstreicht im Grunde kein Tag an dem sich nicht mindestens zwei Studenten über ein Thema unterhalten, welches deutlich mit HP in Verbindung gebracht werden kann. Sei es über die Filme und Bücher im Allgemeinen, bestimmte Charaktere und deren eigenen Geschichten, beliebte oder auch ungewöhnliche Shippings dergleichen oder einfach der Tratsch über die neuesten Errungenschaften an Merchandise. Ihr seht schon, Harry Potter liefert durchaus nach wie vor genug Stoff an Redebedarf. Da ich immerhin alle Filme bereits mehrmals im TV oder Kino gesehen habe, kann ich teilweise – in geeigneter Stimmung – mit meinen Kommilitonen beim Gespräch mithalten. Doch immer wieder gelangen die Gespräche auch an Stellen, bei denen ich völlig ahnungslos bin. Das führt dann wiederum dazu, dass ich regelmäßig etwas neues über Harry Potter lerne, ohne überhaupt bewusst nach diesem Wissen ausschau zu halten. Auch Anna beschreibt in ihrem Beitrag den Umstand, dass sie schon häufiger, wenn auch vermutlich aus Versehen, gespoilert wurde. Mir stellt sich da die Frage, ob es tatsächlich noch Personen gibt, die nichts oder nur sehr wenig über Harry Potter wissen.

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Doch wie genau schildert sich dieser Harry Potter Hype denn in dem Studiengang Buchwissenschaft?

Wenn jemand ein Beispiel sucht…

…wird mindestens ein BuWi Student es schaffen, als Beispiel Harry Potter angeben zu können. Im Ernst, egal für was eigentlich ein Beispiel gesucht wird!

》Woran erkennt man, dass die Methode der Hermeneutik funktionieren kann?《 – 》Je häufiger ich die HP Bücher lese, desto mehr Erkenntnisse & Bedeutungen kann ich aus dem Inhalt herausfiltern.《

》Habt ihr Beispiele für erfolgreiches Etablieren eines Buches als Marke?《 – 》Harry Potter!《

》Lest ihr lieber Print Bücher oder eBooks?《 – 》Also bei HP zum Beispiel gibt es so schöne Ausgaben, da wäre es viel zu schade die nur auf dem eReader zu besitzen. Daher bevorzuge ich stets das Print Exemplar.《

Den Fans von Harry Potter ist in ihrem Ideenreichtum keine Grenze gesetzt, sie werden immer einen Weg finden, ihre Leidenschaft einzubeziehen. Selbst wenn es nur eine kleine Notiz am Rande ist.

Wenn wieder die Hausarbeitenphase ansteht…

…wird ebenfalls mindestens ein Student sein Thema so ausrichten, dass es um Harry Potter geht. Verlagstypen? Institutionen der Buchvermittlung? Aktuelle Leserforschung? Für einen Harry Potter Fan ein Klacks hier das passende HP Thema zu finden. Dass das Phänomen Harry Potter in den letzten Jahrzehnten jedoch schon reichlich oft im Mittelpunkt wissenschaftlicher Arbeiten stand, beeindruckt niemanden. Einerseits finde ich es ja schön, wenn man die Themen einer Hausarbeit auf seine Leidenschaft abstimmen kann. Denn mir ist durchaus bewusst, dass das Verfassen einer Hausarbeit dem Schreiber so um einiges leichter fallen und vor allem mit mehr Freude erfüllen wird. Glaubt mir, ich gehe da wirklich ähnlich vor. Sonst hätte ich nicht das Thema „Blogger Relations“ behandelt, obwohl die Forschungsliteratur dort im Bezug auf das Verwenden in Verlagen noch hinterher hinkt. Aber genau da ist meiner Meinung nach auch der springende Punkt, wieso man sich von HP bei Hausarbeiten abwenden sollte. Mittlerweile wurde HP wie ein Kaugummi elendig oft schon durchgekaut, es fehlt an einer gewissen Aktualität und dem Reiz innerhalb der Arbeit. Welcher Dozent freut sich über die hundertste Hausarbeit mit Harry Potter im Fokus?

Mein Leben als HP Nicht-Leser…

…kann daher manchmal ziemlich anstrengend sein. An manchen Tagen könnte ich entnervt mit Watte in den Ohren durch das Studium laufen, weil ich den Namen „Harry Potter“ einfach nicht mehr hören kann. Um ehrlich zu sein, hätte ich vor dem Studium noch ein wenig Motivation gehabt die Bücher doch noch zu lesen, mir wäre spätestens jetzt die Lust daran vergangen.

1000 pxl SchnittDoch es gibt auch andere Entwicklungsrichtungen in meinem Studiengang. Denn ich weiß von einigen Kommilitoninnen, dass sie durch ihr BuWi Studium begonnen haben HP zu lesen. Und sie sind begeistert! Das freut mich wirklich zu hören, denn das bedeutet jemand hat etwas neues für sich entdeckt, was ihn mit Freude erfüllen kann. Das ist ja auch das schöne an Fandoms. Aber in dieses Fandom werde ich nun einmal leider wohl nie gehören. Aber auch das ist in Ordnung. Man muss nicht von allem begeistert sein, solange man es den Mitmenschen dennoch gönnt. Und das tue ich aufrichtig. Noch nie habe ich einer Kommilitonin entnervt „verboten“ über das Thema zu reden. Oder versucht ihre Leidenschaft mit negativen Kommentaren zu schmälern. Im Gegenteil, ich beteilige mich durchaus hin und wieder an Gesprächen über Harry Potter, die Filme habe ich ja durchaus gerne geschaut. Aber manchmal wird es mir zu viel und ich ziehe mich aus dem betroffenen Gespräch zurück. Das wird von allen HP Fans akzeptiert. Aufgezwungen oder aktiv „belehrt“ wurde ich zum Glück noch nie. Denn auch meine Kommilitonen wissen von der Wichtigkeit, jedem das eigene Fandom zu gönnen, aber keines aufzuzwingen. Aus diesem Grund gibt es im Studium Buchwissenschaft – Gott sei Dank – auch andere beliebte (wenn auch im Vergleich kleinere) Fandoms über die regelmäßig gesprochen wird.

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